Partisan*innenkrankenhaus und -druckerei

Wir fahren morgens in Begleitung von zwei Mitgliedern der linken Studentengruppe Iskra und einer Freundin, die im Radio Student wirkt, in die Berge.

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Der Operationssaal im Partisan*innenkrankenhaus

Der Weg führt aus Ljubljana hinaus in eine bergige Landschaft, er ist gesäumt von einem dichten, hohen Wald. Vereinzelt sehen wir Berghütten auf Lichtungen stehen. Nach längerer Fahrt erreichen wir das Partisan*innenkrankenhaus Franja.
Es liegt auf 600 Metern Höhe und wurde zur Versorgung von schwerverletzten Partisan*innen errichtet.

Es wurde 1943 mit anfangs drei Hütten innerhalb von drei Monaten im Wald gegründet. Der Weg zum Lazarett schlängelt sich an einem Bach entlang. Umgeben von hohen Bergen wurden anfangs drei kaum auffindbare Holzhütten gebaut, in denen die Versorgung der kranken Menschen stattfand. Der Transport zum Lazarett führte über jenen Bach, im Winter begleitete ein*e Partisan*in zum Verwischen der Fußspuren die Truppe um den Verletzten.
Nach und nach wurden weitere Hütten gebaut, sodass eine Operationshütte, eine Röntgenhütte, eine Kochhütte, mehrere Hütten für die Verwundeten, Hütten für die Pfleger*innen und Ärzt*innen die Versorgung der Verletzten sicherstellten.
Die Hütten beherbergen schlichte Holzbetten, in denen bis zu 40 Verletzte, jeweils zu dritt auf Doppelbetten, unterkommen konnten, sie sind klein und der Blick aus dem Fenster führt auf grüne Berge.

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Eine Hütte des Krankenhauses von außen

Unterstützt durch die Wirtschaftskammer und Spenden von Ärzt*innen konnte gekocht und verarztet werden, stets den Rauch der Küche versteckend. Sogar ein Chor wurde gegründet, geschützt vom Klang des Wasserfalls diente er der Unterhaltung der Verletzten und stärkte zugleich Gemeinschaftsgefühl und Moral der Partisan*innen. Die Wasserkraft wurde gleichzeitig zur Energieversorgung genutzt.

Über 580 Verletzte wurden zwischen ’43 und ’45 versorgt, 78 von ihnen verstarben, die Sterblichkeit lag bei rund 13%. Gasbrandinfektionen und der Mangel an Antibiotika führten zu dieser überdurchschnittlich hohen Sterblichkeit.
In der Mitte des Krankenhauses steht ein kleiner Brunnen, der zur Hochzeit der namensgebenden Ärztin Franja gebaut wurde. Der Stern, der anfangs die Mitte des Brunnens schmückte, musste entfernt werden, da er aus der Luft erkannt wurde.
Die Geheimhaltung des Krankenhauses verlief außerdem unter folgenden Maßnahmen:
Um das Krankenhaus herum lagen Mienen, sodass beim Auslösen dieser der Weg zum Lazarett  durch das Sprengen eines Steinbruchs verhindert wurde.
Des Weiteren gab es einige Bunker, die mit Maschinengewehren ausgestattet waren.
Zwar wusste man in der Wehrmacht, dass sich in dem Gebiet Lager der Partisan*innen befanden, allerdings war das Partisan*innenkrankenhaus nie als solches zu lokalisieren und zu identifizieren.
Den schwer verletzten Menschen selbst musste ebenfalls mit einer Augenbinde und einer dreifachen Drehung um sich selbst ihre Position unkenntlich gemacht werden, ein*e Politkommissar*in und ein Verhör sollten ebenfalls sicherstellen, dass die Position des Krankenhauses und seine Struktur nicht nach außen gerieten.
Auch die Krankenversorgung konnte dank strikter Organisation der Güter gewährleistet werden.

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Der Weg zur Druckerei

Unsere Begleiter*innen empfehlen uns, uns die Druckerei der Partisan*innenzeitung anzuschauen. Wir beschließen, mit unseren zwei Autobussen den Weg auf uns zu nehmen. Wir lassen uns von den kurvigen Höhen nicht oder kaum irritieren und kommen nach einer Zeit mit dem Auto an einem hinabführenden Schotterweg nicht mehr weiter. Wir steigen aus mitten im Wald und in den Bergen und folgen einem steil hinabführenden Weg. Er ist langwierig und schließlich erreichen wir die Druckerei.

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Die Partisan*innendruckerei

Sie wurde 1944 errichtet und diente ein Jahr lang bis zum Mai 1945 den Partisan*innen zur Informationsverbreitung. Insgesamt arbeiteten 40 Leute in der Druckerei, mit einberechnet ist der Kurierdienst, der die Drucker*innen mit Informationen versorgte. Die Arbeiter*innen lebten, arbeiteten Tag und Nacht in 4- Stunden-Schichten und schliefen dort.

Am Tag wurden 3000-7000 Exemplare gedruckt, bei jeder Seite musste Buchstabe für Buchstabe eingesetzt werden, bei Bildern das Linoleum als Vorlage bearbeitet werden.
Es wurden die Zeitungen und Flyer gedruckt, manchmal auch Pässe und Stempel, manchmal zum Tauschgut für Essen im Dorf, das sie wiederum auch so mit Brot versorgte.

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Die Ausstattung der Druckerei

Auch hier funktionierte die Energieversorgung durch Wasser, die Druckermaschinen kamen aus Italien durch Pferde. Einige der Maschinen wurden in einem Laster, der als Milchtransporter getarnt war, transportiert. Zwar wurde er von der Wehrmacht zum Ausladen gezwungen, doch noch bevor die Maschinen zwischen den Milchflaschen zu sehen waren, ertönte ein Alarm und die Soldat*innen verschwanden.

So baute sich die Druckerei ebenfalls versteckt im Wald, getarnt mit Moos auf den Dächern, nach und nach auf.
Auch hier erfolgte die Organisation so präzise, dass nie der Weg zur versteckten Druckerei nachverfolgt werden konnte, denn selbst wenn jemand beim Kauf der Zeitung entdeckt (und von der Wehrmacht erschossen) wurde, konnte nur die*der Vorverkäufer*in höchstens identifiziert werden.
Das Papier zum Drucken wurde aus Triest hinübergeschafft.

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Mit Moos bedeckt kaum sichtbar – die Druckerei von außen

Die Hütten sind aus Holz, klein und ein wenig dunkel, die Decken und Wände sind ausgelegt mit Zeitungspapier.
Der Blick führt weit über den Wald und die Berge, eine kaum sichtbare und wohl stille Art, seinen Alltag zu verbringen.
Der Weg zurück nach oben erfordert unsere Ausdauer, der Widerstand der Partisanen*innen hängt mit dem Errichten von Verstecken eng zusammen und es liegt im Wesen der Sache, dass im bergigen Slowenien die Suche nach diesen Verstecken anstrengt.