Wo? Hoffmann-Hörsaal am Campus Charite Mitte (CCM),
Rahel-Hirsch-Weg 4.
Wann? Donnerstag, 08.12. um 18:30.
Wir sitzen im Café Tito. Unser Interviewpartner bestellt sich ein Bier und wundert sich warum wir es ihm nicht gleichtun. Es ist Donnerstag der 8. September und wir sind alle leicht aufgeregt. Wir treffen heute Manu (*Name geändert). Er kommt aus Tuzla und hat dort studiert. Er war stark an der Organisation der Proteste 2014 und des daraufhin gegründeten Plenums beteiligt, sowie an dem Versuch, eine linke Partei zu etablieren. Er hat Krawalle erlebt, „citizien democracy“ betrieben – er war ein Aktivist.
Im folgenden Gespräch reden wir mit ihm über historische und aktuelle Entwicklungen Bosnien und Herzegowinas und seiner Heimatstadt Tuzla. Er schildert, wie er die Ereignisse erlebte, die die Proteste vorbereiteten und wie er selbst politisch aktiv wurde. Wir haben das Gespräch für euch zusammengefasst.
Unser letztes Ziel in Bosnien und Herzegowina ist die im Südwesten des Landes gelegene Stadt Mostar, die, als Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen im Rahmen der Unabhängigkeitsbestrebungen, unser Interesse weckte.
Nachdem wir unser Auto in der Nähe des Zentrums abgestellt haben und uns zu Fuß auf den Weg ins Herz der Stadt begeben, wird uns schnell bewusst, wie stark die damaligen Ereignisse die Bewohner*innen Mostars prägten und uns ihre Auswirkungen auch noch heute deutlich spürbar begegnen. Continue reading
Auf unserem Weg von Zagreb nach Sarajevo besuchen wir das Konzentrationslager Jasenovac, welches von 1941 bis 1945 von kroatischen Nationalist*innen des faschistischen Ustascha-Regimes geführt wurde. Somit war es das einzige KZ Europas, in dem ohne direkte deutsche Beteiligung systematisch gemordet wurde. Das gleichnamige, an das Konzentrationslager angrenzende, Dorf wirkt verlassen und trostlos. Es befindet sich in direkter Nähe zur Staatsgrenze zu Bosnien und Herzegowina.
Wir führen zu Beginn unserer Reise ein Interview mit Sonja Lokar, ehemalige stellvertretende Generalsekretärin der Kommunistischen Partei in Ex-Jugoslawien. Gleichzeitig arbeiten wir nach anfänglicher Orientierung mehr und mehr den roten Faden heraus, der uns auf der Reise begleiten soll.
Unsere Arbeit soll unter der Leitfrage stehen, wie die Organisation von Solidarität aussehen kann.
Um den Arbeitsinhalt zu präzisieren, bieten wir eine Übersicht über das allgemeine Verständnis von Solidarität.
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Nach unserer Ankunft in Zagreb gehen wir zum Kulturzentrum Medika im Osten der Innenstadt. Vor der Reise hatten wir schon versucht, Kontakt aufzunehmen. Ein Treffen konnten wir zwar nicht auf die Beine stellen, trotzdem wollen wir uns den Ort gerne persönlich anschauen und hoffen dort auf linke Aktivist*innen zu treffen, mit denen wir uns über die Szene in Kroatien austauschen können.
Durch ein Tor treten wir auf einen von Häusern gesäumten, verwinkelten Innenhof. Graffiti ist wild auf die groben Mauern gesprüht, einige Fenster sind mit Holzspanplatten verbarrikadiert. Continue reading
Es regnet in Strömen, als wir mit unseren 2 Autos vor dem grauen Eisentor unserer Unterkunft in Ljubljana vorfahren. Hektisch rennen uns unbekannte Menschen umher um das Tor vor uns aufzuschließen. Ein komplett durchnässter Typ stellt sich uns als Rasko vor. Wir fahren in einen dunklen Innenhof und laufen durch das Gewitter in eines der umliegenden Gebäude.
Drinnen werden wir von weiteren Student*innen empfangen und finden uns in einer Küche wieder, in der Geflüchtete für sich und andere Essen organisieren. Sofort werden wir eingeladen, einen Geburtstag mitzufeiern. Nach 14 Stunden Autofahrt von Berlin nach Ljubljana sitzen wir also erschöpft auf einem Teppich mitten in einer stimmungsvollen Party, jeder von uns mit einem Becher Wein bedient. Continue reading
Wir fahren morgens in Begleitung von zwei Mitgliedern der linken Studentengruppe Iskra und einer Freundin, die im Radio Student wirkt, in die Berge.
Der Operationssaal im Partisan*innenkrankenhaus
Der Weg führt aus Ljubljana hinaus in eine bergige Landschaft, er ist gesäumt von einem dichten, hohen Wald. Vereinzelt sehen wir Berghütten auf Lichtungen stehen. Nach längerer Fahrt erreichen wir das Partisan*innenkrankenhaus Franja.
Es liegt auf 600 Metern Höhe und wurde zur Versorgung von schwerverletzten Partisan*innen errichtet.
Wir, die Reisegruppe der kritischen Mediziner*innen, reisen vom 1.09 bis zum 11.09. durch Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
Auf unserer Route liegen mehrere Tage in Ljubljana, Zagreb, Sarajevo, Tuzla, Mostar und der Hof Longo Mai in Österreich kurz vor der slowenischen Grenze. Uns erwarten Tage mit zahlreichen Gesprächen mit anderen und untereinander, mit Besichtigung von Partisan*innenkrankenhäusern, Zeitzeug*innengesprächen, Begegnung der Studi-Gruppe Istkra, Besichtigung des KZ Jasenovac, Gesprächen mit dem offenen Zentrum Sarajevo und Mitprotestierenden der Proteste 2012 in Bosnien-Herzegowina, ein Besuch in einem linken Kulturzentrum, Denkmälern und einem Partisan*innenfriedhof und die Landwirtschaftskommune Longo Mai. Continue reading